Manchmal muss man Dinge tun, vor denen man richtig Schiss hat, weil daraus letztendlich genau die Erfahrungen werden, die uns am meisten wachsen lassen.
Alleine zu reisen stand schon lang auf meiner Bucket List. Tun und lassen, was man will, eine neue Stadt auf eigene Faust erkunden zu können und einfach in den Tag hineinzuleben verkörpert für mich unendliche Freiheit. Im Sommer 2019 war es dann so weit. Als frisch gebackener Single wollte ich mir den Traum vom alleine Reisen erfüllen und mir gleichzeitig selbst beweisen, dass ich nichts und niemanden brauche, dass ich selbst genug bin.
Für den Anfang wollte ich klein anfangen und in Europa bleiben. Sichere Länder, schöne Städte, nicht zu weit von Zuhause weg. Weil ich mich nicht für eine Stadt entscheiden konnte, beschloss ich, ein Interrail Ticket zu kaufen. Mein Plan war, allein nach Straßburg und Luxemburg zu reisen und dann weiter zu fahren nach Amsterdam, wo ich auf meine Schwester treffen würde. Zum Abschluss meines Trips wollte ich noch nach Brügge, um dort Freunde zu treffen. Da eine Freundin damals mit einem Belgier zusammen war, stand Brügge eh auf meiner Liste. Wann bekommt man schon eine private Stadtführung? Der Plan stand also fest. 4 Tage alleine, 4 Tage mit meiner Schwester, 3 Tage mit meinen Freundinnen. Die Zeit, die ich allein verbringen wollte, war lang genug, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie es ist, ganz auf sich allein gestellt zu sein. Gleichzeitig war es aber nicht zu lang, falls ich es gar nicht mögen würde.

Am 1. August 2019 war es dann so weit. Mit einem Koffer voll gestreiften T-Shirts und jede Menge Aufregung im Bauch stand ich in Linz am Bahnhof. Mit mir eine Freundin, die bis Frankfurt den gleichen Zug nehmen und dann direkt nach Belgien zu ihrem Freund weiterfahren würde. Meine Unterkünfte hatte ich bereits im Voraus gebucht, so spontan war ich damals noch nicht. Heute würde ich das vielleicht anders machen und mir die Option offen lassen, länger in einer Stadt bleiben zu können, wenn es mir gut gefällt. Für meinen ersten Solotrip war es so aber vermutlich ganz gut und hat mir die nötige Sicherheit und ein Gefühl von Organisation gegeben.

Nach 10 Stunden Zugfahrt, einem halben mental breakdown und einem kleinen Umweg über Basel (lange Geschichte) kam ich endlich in Straßburg an. Müde, aber voller Adrenalin, machte ich mich auf die Suche nach meinem Hostel und platze fast vor Stolz. Hier war ich also, allein in Straßburg. Ich stellte meinen Koffer im Schlafsaal ab und machte mich gleich auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Ich muss zugeben, dass ich mich in Straßburg sofort Hals über Kopf verliebt habe. Die schmalen Gässchen, der Style der Häuser (besonders in Petite France, einem besonders traditionellen Stadtteil von Straßburg) und der überall in der Luft liegende Geruch von Flammkuchen und Croissants machen die Stadt einfach einzigartig und wunderschön. Ich hätte locker noch mehr Zeit in Straßburg verbingen können. Leider hatte ich aber mein Hostel für Luxemburg schon gebucht, und so machte ich mich nach 2 Tagen auf den Weg ins Nachbarland.





Luxemburg hatte ich erst auf den zweiten Blick zu schätzen gelernt. Auf den ersten Blick wirkte es auf mich wie eine ganz normale Hauptstadt ohne besonderen Charme. Aber vielleicht hätte im direkten Kontrast zu Straßburg jede Stadt irgendwie grau gewirkt. Nach und nach gefiel mir Luxemburg aber immer besser. Besonders interessant an der Stadt fand ich, dass sie praktisch auf zwei Ebenen aufgebaut ist. Im oberen Teil Luxemburgs befindet sich die Altstadt. Besonders der Place D’Armes hat es mir angetan, dort habe ich mehrere Stunden mit einem Kaffee und einem Buch verbracht und habe den Trubel des Stadtfestes beobachtet. Kann man ja machen wenn man alleine unterwegs ist.

Besonders hübsch ist aber auch Grund, der untere Teil von Luxemburg. Grund fühlt sich an wie ein kleines Dörfchen mitten in der Stadt. Steigt man die Stufen der Festung Kasematten hinunter, merkt man, wie es mit jedem Schritt ruhiger wird. Im unteren Teil der Stadt befindet sich auch die Johanneskirche und das Abtei Neumünster, welches früher als Arbeitsstätte für Weber, Färber und Walker diente. Später wurde die Anlage unter anderem als Militärhospital und als Männergefängnis benutzt. Heute dient es als Austragungsort für soziokulturelle Zwecke. Und als Ort der Ruhe und geschichtliche Infoquelle für TouristInnen.


Während es in Luxemburg länger dauerte, bis ich mit der Stadt warm wurde, war es in Amsterdam Liebe auf den ersten Blick. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel machte ich von gefühlt jeder Brücke ein Foto oder lies mich von meiner Schwester ablichten. Zu meinem Erstaunen musste ich außerdem feststellen, dass ich mich bereits nach 4 Tagen alleine reisen wieder an Gesellschaft gewöhnen musste. Vorbei die Tage, an denen ich einfach in den Tag hineinleben konnte, wie es mir passte. Andererseits ist es aber auch schön, neue Eindrücke und Erlebnisse mit jemandem teilen zu können. Wir verbrachten die 4 Tage hauptsächlich damit, durch die Stadt zu schlendern, Pommes zu essen und diese in Parks zu verdauen. Eines der Highlights war eine Bootstour, bei der wir viele interessante Infos über die Stadt lernten.






Danach war es an der Zeit, in das letzte Land meiner Reise aufzubrechen: Belgien. Gemeinsam mit meinen Freundinnen verbrachte ich zuerst 3 Tage in Brügge und zum Abschluss einen Tag in der Hauptstadt Brüssel. Wir hatten eine tolle Zeit voller Sightseeing, köstlicher belgischer Schokolade und natürlich Bier. Wenn man in Belgien in eine Bar geht bekommt man nämlich keine Getränkekarte, sondern einen ganzen Katalog. Außerdem werden je nach Biersorte unterschiedliche Gläser verwendet, die das jeweilige Aroma besonders gut zur Geltung kommen lassen sollen. Natürlich konnten wir es uns auch nicht nehmen lassen, einen Nachmittag am Meer zu verbringen.






Alles in allem bin ich wahnsinnig dankbar für die Erfahrungen, die ich letzten Sommer machen durfte. Ich habe das Alleine reisen für mich entdeckt, habe in knapp 2 Wochen fünf Städte bereist und konnte neue Freundschaften knüpfen und alte vertiefen. Obwohl es nur 13 Tage waren und es für manche als nicht besonders spektakulär erscheinen mag, bin ich in dieser Zeit gewachsen und reicher geworden. Ganz einfach deshalb, weil ich mich getraut habe, etwas zu tun, vor dem ich riesigen Respekt hatte und bei dem ich nicht mal sicher war, ob ich es mögen und ob ich mich wohlfühlen würde. Aber manchmal muss man Dinge tun, vor denen man richtig Schiss hat, weil daraus letztendlich genau die Erfahrungen werden, die uns am meisten wachsen lassen.

Hej Lisa:)
Toller Beitrag. Ich mag die vielen Fotos, da bekommt man einen echten Eindruck von den Erlebnissen😊👍
Grüße
Juliane🌱
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Hey Juliane,
freut mich dass dir mein Beitrag gefällt 🙂
Liebe Grüße
Lisa
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